Über die Papyri-WörterListen

Die WörterListen (WL) sind ein technisches Hilfsmittel für die griechische Papyrologie, d.h. für die Spezialdisziplin der klassischen Altertumswissenschaften, die sich mit der Edition und Auswertung der in der Zeit zwischen ca. 300 v.Chr. und 700 n.Chr. in Ägypten auf Griechisch (und z.T auch auf Latein) geschriebenen Papyri (und anderen Schriftträgern) befaßt; vgl. dazu z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Papyrologie. In den WL werden die Wörter, Namen, geographischen Begriffe usw. gesammelt, die in den Registern zu den seit etwa dem Jahre 1995 veröffentlichten Editionen griechisch (und z.T. auch lateinisch) verfaßter dokumentarischer Papyri aufgelistet sind. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt (April 2017) sind rund 230 derartige Publikationen verarbeitet worden (vgl. https://papyri.uni-koeln.de/papyri-woerterlisten/quellen), woraus sich ein Bestand von ca. 13.600 allgemeinen Wörtern, 13.000 Eigennamen und 3.900 geographischen Bezeichnungen ergeben hat.

Die WL sind im Jahre 2000 von Dieter Hagedorn initiiert worden, weil zu diesem Zeitpunkt die Arbeiten an der papyrologischen Volltextdatenbank „Duke Databank of Documentary Papyri“ (DDbDP) zum Erliegen gekommen waren, was zur Folge hatte, daß neu erscheinende Papyruseditionen nicht mehr in die Datenbank aufgenommen wurden, und zu befürchten war, daß auf absehbare Zeit keine Ressourcen mehr zu deren Fortführung erschlossen werden könnten. Die WL sollten ein schlichtes, provisorisches Hilfsmittel sein, um diesen „Notstand“ zu überbrücken, indem sie dem Benutzer ermöglichen, sich schnell einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Wörter in den Neuerscheinungen vorkommen. Als dann einige Jahre später im Rahmen des neu geschaffenen „Papyrological Navigator” (PN) wieder eine kontinuierliche Weiterentwicklung der DDbDP garantiert war, wurde in der Kollegenschaft der Wunsch geäußert, die WL dennoch fortzuführen, weil sie gewisse Vorteile gegenüber der DDbDP bietet. So verzeichnen die WL generell die lexikographischen Grundformen der Wörter, während in der DDbDP die flektierten Formen erscheinen, wie sie in den Texten stehen, so daß sich in vielen Fällen nur mit aufwendigen Vielfachsuchen alle Belege eines Wortes finden lassen; dies betrifft in erster Linie Verben, deren Formen sich nicht nur am Wortende, sondern auch am Anfang verändern können. und zumal die „unregelmäßigen“ Verben, bei denen zusätzlich auch der Wortstamm variiert (man denke etwa an φέρειν und seine Komposita). Ferner ist die DDbDP streng auf dokumentarische Papyri beschränkt, während die WL auch die Register von Editionen epigraphischer und semiliterarischer Texte berücksichtigen, sofern sie aufgrund ihrer Zeitstellung und ihrer Herkunft einen Bezug zum Arbeitsfeld der Papyrologen aufweisen, d.h. zum griechisch-römisch-frühbyzantinischen Ägypten.

Die Arbeit an den WL haben dankenswerterweise von Anfang an zahlreiche Kollegen durch die Bereitstellung elektronischer Versionen der betroffenen Register wesentlich unterstützt; denn die Benutzung vorhandener Dateien erspart eine zeitaufwendige Neueingabe der Wörter in den Computer, und die Gefahr der Entstehung von Fehlern im Zuge der Kompilation wird verringert.

Bei der Einarbeitung der Register in die WL wird auf eine Übernahme der detaillierten Stellenangaben verzichtet, vielmehr wird nur mithilfe der standardmäßigen Abkürzungen (Siglen) auf die Register der Editionsbände verwiesen und von den Benutzern erwartet, daß sie für den Fall, daß sie Genaueres wissen wollen, die Bände selbst zur Hand nehmen. Dies mag mancher vielleicht bedauern, aber die Beibehaltung aller Stellenangaben wäre technisch kaum praktikabel und würde im Falle von massenhaft auftretenden Wörtern auch zu unendlich langen, unübersichtlichen Beleglisten führen, die niemandem nutzen.

Verbreitet wurden die WL in der Vergangenheit durch die Bereitstellung von in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisierten PDF-Dateien auf einem Server des Instituts für Papyrologie der Universität Heidelberg. Die erste Fassung datierte vom 14. November 2000, die 20. (und letzte) Fassung vom 1. Juni 2016. Seit der 4. Fassung vom 15. Februar 2002 ist (auf Anregung des Kollegen Klaas Worp) zusätzlich zu den eigentlichen WL auch ein „Konträrindex“ beigegeben worden, d.h. ein rückläufig geordnetes Verzeichnis der in den WL enthaltenen Namen, geographischen Begriffe und allgemeinen Wörter (mit Ausnahme der nur unvollständig erhaltenen Einträge).

Die Kompilation der aus den Registern gewonnenen Rohdaten erledigte anfänglich ein von Dieter Hagedorn in Apples Entwicklungsumgebung HyperCard erstelltes Programm; zur Erzeugung der PDF-Dateien wurden daraus die Daten im rtf-Format exportiert und über Microsoft Word in PDF gedruckt. In jüngerer Zeit erfolgte die Kompilation durch Scripts einer FileMaker Pro-Datenbank, die Weitergabe an Word geschah über einen Export im html-Format. Die gegenwärtige Online-Lösung basiert auf einem xml-Export aus der FileMaker-Datenbank. Die jeweils aktuellsten Quelldaten sind in TEI P5 parallel auch unter https://github.com/cceh/papyri-wl-data abrufbar.

Im Jahre 2016 haben Dieter Hagedorn und Klaus Maresch vereinbart, die WL künftig gemeinsam zu betreuen. Da sich bereits früher die Frage gestellt hatte, ob die Verbreitung in der Form von PDF-Dateien beibehalten werden solle oder ob nicht eine zeitgemäßere Bereitstellung über das Internet anzustreben sei, wandte sich Klaus Maresch an das Cologne Center for eHumanities der Universität Köln (CCeH). Dessen Leiter Patrick Sahle und seine Mitarbeiter, namentlich Peter Dängeli (Projektkoordination, Datenkuratierung) und Ben Bigalke (Anwendungsentwicklung), haben die hier vorliegende Online-Fassung entwickelt und 2017 veröffentlicht.

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