Auf den ersten Seiten des Kodex begegnen wir dem noch kleinen Mani, der mit seinem Vater in einer Täufersekte im Zweistromland lebt. Schon hier ereignen sich merkwürdige Dinge, in denen sich die Grundzüge der späteren manichäischen Religion ankündigen. Bäume, deren Äste man abschlagen will, sprechen zu Mani, Gemüse, das geerntet wird, jammert. Nach Manis Religion lebt in jedem organischen Stoff oder Wesen die lebendige Seele als ein Teil das Lichtreichs, das in der Materie gefangen ist. Diese lebendige Seele darf der Mensch nicht verletzen, oder er versündigt sich. Aufgabe des Menschen ist es vielmehr, durch Achtung der lebendigen Seele in jedem Wesen eine Rückkehr aller Seelenteile ins Reich des Lichts zu ermöglichen.
Mani schuf eine Zweiklassenreligion, in der die "Erwählten" sich jeder landwirtschaftlichen oder sonstigen praktischen Arbeit fernhielten und nur beteten und sangen. Die "Hörer" ernährten diese obere Klasse von Manichäern. Sie konnten, obwohl sie sich versündigten, in einem späteren Leben (Mani lehrte auch die Seelenwanderung) darauf hoffen, ein "Erwählter" zu werden.
Mani sah sich selbst als den "Lichtapostel", der die Welt auf die richtige Bahn brachte, um Licht und Materie endgültig zu trennen. Als seine Vorgänger bezeichnete er Zoroaster, Buddha, Jesus und den Apostel Paulus
Der Manichäismus war der schärfste Konkurrent für das frühe Christentum. Rund um das Mittelmeer folgten Menschen Manis Lehre. Der Heilige Augustinus war 8 Jahre lang ein Manichäer. Als die Christen von der römischen Obrigkeit akzeptiert wurden (312/313), verfolgte man von nun an die Manichäer hart. Manis Religion zog sich entlang der Seidenstraße bis in den Norden Chinas zurück. Bis ins 16. Jh. soll es in China Manichäer gegeben haben.
Struktur des Kodex
Von dem Kodex sind 48 beidseitig beschriftete Doppelblätter erhalten, welche 192 einfache Seiten ergeben. Die Seiten lassen sich 8 Lagen zuordnen, wobei in jeder Lage 6 Doppelblätter, d.h. 24 einfache Seiten enthalten sind. Bei der Digitalisierung wurden die Doppelseiten beibehalten, d.h. nebeneinander stehende Seiten sind nicht die im Kodex aufeinanderfolgenden Seiten. Jedes hier angegebene Bild enthält sowohl die aufgerufene Seite als auch die links bzw. rechts daneben stehende, wobei
links immer gerade Seiten stehen,
rechts dagegen immer ungerade.
Jede nebenstehende Seite wird in der untenstehenden Liste jeweils in Klammern angegeben.
Abbildungen
Literatur
Editionen, Kommentare, Übersetzungen
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A. Henrichs - L. Koenen (Hgg.), ZPE 5, 1970 97–216Vorbericht
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A. Henrichs - L. Koenen (Hgg.), ZPE 19, 1975 1–85Teil 1 mit deutscher Übersetzung und Kommentar: S. 1 – 72, 7
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A. Henrichs - L. Koenen (Hgg.), ZPE 32, 1978 7–199Teil 2: S. 72, 8 – 99, 9 mit deutscher Übersetzung und Kommentar
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R. Cameron - A. J. Dewey, The Cologne Mani Codex, Missoula 1979Englische Übersetzung der S. 2–99
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A. Henrichs - L. Koenen (Hgg.), ZPE 44, 1981 201–318Teil 3 mit deutscher Übersetzung und Kommentar: S. 99, 10 – 120
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A. Henrichs - L. Koenen (Hgg.), ZPE 48, 1982 1-59Teil 4 mit deutscher Übersetzung: S. 121–192
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L. Koenen - C. Römer (Hgg.), Der Kölner Mani-Kodex. Über das Werden seines Leibes. Kritische Edition aufgrund der von A. Henrichs und L. Koenen besorgten Erstedition (Pap.Col. XIV), Opladen 1988Neuedition mit deutscher Übersetzung
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L. Koenen - C. Römer, ZPE 58, 1985 47–54Neue Lesungen/Ansetzung von Fragmenten: zu S. 2; 11; 12; 14; 16; 20; 25; 27/28; 31; 32; 33; 35; 36; 41; 42; 50; 51; 52; 56; 61; 62; 64; 65; 68; 71; 76; 82; 84; 88; 89; 93; 95; 96; 97; 98; 100; 101; 102; 105; 106; 107; 108; 109; 110; 117; 118; 120; 125; 128; 129; 130; 131; 132; 133; 134; 135; 138; 139; 140; 142; 155; 164; 185/186
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L. Koenen - C. Römer, ZPE 66, 1986 265–268Neue Lesungen/Ansetzung von Fragmenten: zu S. 35/36 u. 44/45
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C. E. Römer, ZPE 87, 1991 296Neue Lesungen/Ansetzung von Fragmenten: zu S. 103/104
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C. E. Römer, ZPE 92, 1992 175–176Neue Lesungen/Ansetzung von Fragmenten: zu S. 119/120
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C. E. Römer, ZPE 94, 1992 101-103Neue Lesungen/Ansetzung von Fragmenten: zu S. 113/114 u. 127/128
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L. Koenen, C. Römer, Mani. Auf der Spur einer verschollenen Religion, Freiburg 1993 (Vorwort von Josef Sudbrack)Deutsche Übersetzung
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C. E. Römer, Manis frühe Missionsreisen nach der Kölner Manibio-gra-phie. Textkritischer Kommentar und Erläuterungen zu p. 121–p. 192 des Kölner Mani-Kodex (Pap.Col. XXIV), Opladen 1994Kommentar der S. 121–192
Abbildungen
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ZPE 5, 1970, Taf. IV (a: S. 47; b: S. 118; c: S. 24); V (a: S. 74; unten links: S. 58/63; unten rechts: S. 60/61); VI (S. 66) nach S. 216
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L. Koenen - C. Römer (Hgg.), Der Kölner Mani-Kodex. Abbildungen und diplomatischer Text (PTA XXXV), Bonn 1985
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Turner, GMAW, S. 141, Nr. 83 (S. 114/103) mit S. 129
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Byz. Zeitschr. 83, 1990, 29 (S. 50/71 u. 60/61)
Allgemeines
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G. M. Mikkelsen, Bibliographia Manichaica. A Comprehensive Bibliography of Manichaeism through 1996 (Corpus Fontium Manichaeorum. Subsidia I), Turnhout 1997Bibliographie
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