Ein Gedicht des Archilochos

P. Köln inv. 7511


Zu den bekannten literarischen Stücken gehört ein Gedicht des Archilochos. Dieser Dichter lebte um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. Seine außerordentliche Persönlichkeit kannte man; überliefert waren Verse seiner hinreißenden Liebeslyrik, aber auch Gedichte, die ihn als stürmischen Hasser und wilden Berufssoldaten offenbaren.

Archilochos soll die ganze Familie eines gewissen Lykambes in den Selbstmord getrieben haben, indem er sie aus Wut darüber, daß ihm die Heirat mit der älteren Tochter Neobule verwehrt worden war, in heftigen Schmähgedichten beleidigte.

In den Zusammenhang der Familientragödie des Lykambes passen die Kölner Gedichte. In einem Garten hat der Dichter die jüngere Schwester der Neobule getroffen und will ihr zeigen, welche "Gaben die Liebesgöttin zu vergeben habe". Vorher hat er ihr offensichtlich versprochen, sie zu heiraten. Das Mädchen will aber nicht, verweist auf die ältere Schwester, die doch in geeigneterem Alter sei. Doch der Dichter verschmäht die Schwester nun und vergeht sich an dem jüngeren Mädchen.

Der Papyrus stammt seiner Handschrift nach aus dem 1. Jahrhundert n. Christus. Er ist wohl Teil einer Buchrolle, die ursprünglich eine Sammlung der Werke des Archilochos enthielt.